Lesen

Wie heißt der gleich wieder? Buchstaben – unverzichtbare Lesebausteine

Um flott, flüssig und sicher lesen zu können, müssen die abstrakten Zeichen, aus denen wir Wörter, Sätze und Geschichten formen, ganz selbstverständlich und vor allem schnell in Laute umgesetzt werden können.
Das alleine macht zwar das Lesen noch nicht aus, aber es ist eine notwendige Voraussetzung, ohne die Lesen nicht möglich ist.

Wie sich dann aus einzelnen Buchstaben Silben und Wörter formen, ist ein weiterer Schritt. Aber der erste Schritt ist unverzichtbar.

Nun ist es so, dass Kinder die Welt in der Vorschulzeit durch die Auseinandersetzung mit echten Dingen kennen lernen, also einen dreidimensionalen, direkten Zugang haben zu allem, was sie umgibt.

Was bedeutet das nun konkret?

Das ist ein echter Apfel. Den kannst du unmittelbar erfahren durch Fühlen, Riechen und Schmecken.

Du musst auch nicht wissen, wie „das Ding“ heißt und kannst trotzdem in deinem Gedächtnis speichern, wie diese Frucht aussieht, riecht und schmeckt. Du kannst sie mögen oder auch nicht – das ist gar nicht entscheidend. Wichtig ist: Du kannst dir eine Vorstellung davon bilden.

Ein Riesenschritt: Von der echten Welt in die Papierwelt

Mit dem Schuleintritt verändert sich für unsere Kinder das Herangehen an die Welt, an Neues, an Zu-Lernendes. Ihr Zugang zur Welt erfolgt nun zum größten Teil durch Symbole, die ihre Bedeutung nur deshalb haben, weil Menschen sich auf genau diese Bedeutung geeinigt haben.

Was hier zu sehen ist, hat mit dem echten Apfel a priori gar nichts zu tun.
Es bekommt seine Bedeutung nur, weil wir uns darauf geeinigt haben.

Damit das Kind diese Kette von Symbolen entziffern und verstehen kann, muss es die Bedeutung der einzelnen Bestandteile – der Buchstaben – auf Anhieb, ohne Nachdenken, schnell und auch sicher zur Verfügung haben.

Kannst du dir vorstellen, wie langweilig es für ein Kind sein muss, anhand der öden Fibeltexte sich damit abzumühen, diese abstrakten Zeichen in das Langzeitgedächtnis zu pressen?
Und nicht nur langweilig – es ist auch außerordentlich schwierig.

Wie wir es unserem Gehirn leichter machen und noch dazu positive Emotionen wecken

Bereits die alten Griechen wussten, wie unser Gehirn dazu gebracht werden kann, Informationen zuverlässig und leicht abrufbar zu speichern. Sie verknüpften Fakten und Worte mit Bildern und deponierten diese in vorgestellten Räumen. Beim Umherwandeln in diesen geistigen Räumen kam ihnen über die Bilder auch wieder der damit verbundene Inhalt ins Gedächtnis.
Diese Mnemotechnik wurde von den Römern besonders im Zusammenhang mit dem Memorieren einer freien Rede genutzt.

Das ist ganz einfach: Ich wandle im Geiste in meinem Haus herum und schon kann ich mir die Rede, die ich vor dem Senat halten muss, wunderbar ins Gedächtnis rufen!

Das, was in der Antike durch die praktische Anwendung als wirkungsvoll erfahren wurde, konnte im 20. Jahrhundert durch die Gehirnforschung „wissenschaftlich erwiesen“ werden.

Wir wissen seit den 60er-Jahren des 20. Jhdts. durch die Forschungen des Nobelpreisträgers Roger Sperry von der funktionellen Hemisphärenasymmetrie.
Im Klartext: Rechte und linke Großhirnhälfte sind jeweils für besondere Gehirnleistungen besonders spezialisiert:
Die rechte Hemisphäre ist besonders zuständig für Bilder, Geschichten, Reime und Gedichte, Raumvorstellung, Bewegungsabläufe, Rhythmus und vieles mehr.
Das Spezialgebiet der linken Hemisphäre sind abstrakte Zeichen, exakte Abläufe, Einzelheiten, Regeln und vieles mehr.

Wenn es dir nun gelingt, die abstrakten Buchstaben so mit Geschichten und Bildern zu verbinden, dass diese beiden „ungleichen Geschwister“ eine untrennbare Einheit bilden, dann hast du deinen Schülern einen enormen Vorteil verschafft: Du machst ihnen das sichere Speichern und das leichte Abrufen der zum Buchstaben gehörenden Laute möglich.

Buchstabenbilder und Buchstabengeschichten verankern die abstrakten Zeichen sicher im Gehirn

Es gibt Kinder, denen es schwerer als anderen fällt, sich die zu den Buchstaben gehörenden Laute zu merken und dann aus diesen Lauten auch noch Silben, Wörter und Sätze zu bilden.
Sehr schnell bekommen sie das Label „Legastheniker“ verpasst.

Aber haben alle diese Kinder wirklich eine funktionelle „Störung“ oder brauchen sie vielleicht nur einen anderen Zugang zur Lesewelt?

In meinem Leselehrgang gibt es zu jedem Buchstaben eine Geschichte. Die Protagonisten in den Geschichten haben einen Namen, der mit dem jeweiligen Buchstaben beginnt. Auf einem Bild, das zum Inhalt der Geschichte passt, ist dieser Buchstabe versteckt. Er wird gesucht und dann dick und fett in dem Bild nachgefahren.

Die Geschichte von Anton mit dem langen Arm habe ich den Kindern immer gleich am ersten Schultag erzählt.
Anton ist ein kleiner Junge, der sehr unzufrieden damit ist, dass er für so vieles noch zu klein ist. Er wünscht sich einen gaaanz langen Arm, mit dem er überall hinkommt.
Und – o Wunder! – in der Nacht erscheint ihm ein Zauberer und verspricht Anton, diesen Wunsch zu erfüllen.
Tatsächlich hat Anton am nächsten Tag diesen langen, langen Arm, der ihn aber sehr unglücklich macht.

So hat sich Anton die Sache sicher nicht vorgestellt. Was soll er denn mit diesem Ungetüm anfangen?

Doch keine Sorge – alles geht gut aus und Anton bekommt seinen „normalen“ Arm wieder zurück.

Diese Geschichte beinhaltet alles, was Kinder an Geschichten mögen:

  • Es gibt ein Problem, das jedes Kind versteht.
  • Es gibt eine Hauptfigur, mit der die Kinder mitfühlen.
  • Es gibt eine befriedigende Lösung. Alles geht gut aus.
  • Anton lernt sogar noch etwas aus dieser Sache.

Alle Geschichten, Bilder, viele Aktivitäten rund um die Buchstaben und Wissenswertes zum Lesenlernen findest du in meinem Buch „Lesen lernen mit links“.

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